"Gäste sollen länger in Mörlenbach verweilen"

Bürgermeister Erik Kadesch im Gespräch mit dem SPD-Wahlkreiskandidaten Sven Wingerter – Die Menschen bei den Projekten mitnehmen

Mörlenbach. Zahlreiche die Gemeinde betreffende Themen „beackerten“ Mörlenbachs neuer Bürgermeister Erik Kadesch und der SPD-Bundestagskandidat im Wahlkreis Bergstraße, Sven Wingerter, bei dessen Antrittsbesuch. Kadeschs nannte als Herausforderung: die Gemeinde zu entwickeln und dabei die Natur zu erhalten. Seit der Amtsübergabe Anfang Juli hat sich der frischgebackene Rathauschef erst einmal einen Überblick verschafft.

 

 

Er bezeichnete den Bau der Umgehungsstraße auf der einen Seite als „Riesenchance“ für die Kommune. Auf der anderen Seite wird seinen Worten zufolge dadurch auch viel Zeit im Bauamt gebunden. Ihm geht es darum, die Gemeinde „in Richtung Verweilen zu entwickeln“. Dabei gilt es dem Bürgermeister zufolge, die eigenen Stärken zu nutzen und nicht das zu versuchen, was andere besser können.

 

Für eine 10.000-Einwohner-Kommune ist es Kadesch zufolge immer schwieriger, sich finanziell gut aufzustellen. Zum einen sind Einsparungen notwendig, zum anderen gilt es aber, in Straßen, Kindergärten und Liegenschaften zu investieren, führte er aus. Ein Lösungsansatz könnte die verstärkte interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) sein.

Die wird beim Wasserversorgungskonzept bereits mit Rimbach und Fürth praktiziert, erläuterte das Gemeindeoberhaupt. Er will auch in Zukunft schauen, wo eine IKZ Sinn macht und nennt hier die Gründung einer Region fürs Kompass-Programm unter Federführung dieser drei Kommunen. Dabei geht es um Prävention und Sicherheit – wo die Bürger Bedarfe sehen, wo es Angsträume, Graffitis, Beschädigungen gibt. Der Rathauschef wünscht sich einen Schutzmann vor Ort, der sich mit der Region identifiziert und ein Ansprechpartner für die Einwohner ist.

 

Auch die Digitalisierung ist ein gutes Spielfeld für IKZ. „Hier müssen wir besser werden“, betont Kadesch. Geklärt werden muss im Vorfeld: „Wo wollen wir eigentlich hin?“ Gerade im Bereich der Verwaltungsdigitalisierung sieht er einige Möglichkeiten, mit anderen Kommunen zusammenzuarbeiten. Andererseits, so Kadesch, gibt es aber auch Bereiche, die sich besser dezentral direkt vor Ort regeln lassen.

 

Im Bereich der Kindergärten ist Mörlenbach laut dem Bürgermeister gut aufgestellt. Es gibt fünf kommunale Kitas, davon zwei große mit Ganztagsangebot. „Die Plätze sind so gut wie ausgebucht“, erläutert er. Die staatliche Unterstützung während der Corona-Zeit half, die dadurch entstehenden Defizite abzudecken. Deshalb geht der Blick optimistisch in die Zukunft. Allerdings gilt es auch immer einen Plan zu haben, „damit die Plätze nicht knapp werden“.

 

Einig waren sich die Gesprächspartner in dem Wunsch, die Bürger einzubinden. Kadesch will die Menschen bei den Veränderungen mitnehmen. So hat er die Vereinsvertreter zu einem Austausch eingeladen, um zu besprechen, wie sich die Vereine nach Corona wieder neu aufstellen können. Ihm geht es darum, Zielgruppen zusammenzuführen und Netzwerke zu bilden. Dazu zählt auch ein regelmäßiger Austausch mit dem Gewerbeverein.

 

„Wir müssen die Menschen von Beginn an bei unseren Projekten mitnehmen“, forderte Wingerter. Deshalb gilt es Bürgerbeteiligung zu organisieren und sowohl Anregungen als auch Kritik aufzunehmen. Dann, so seine Meinung, „bekommen wir auch die Umsetzung schneller, einfacher und besser hin.“ Die Gemeinde muss dem Rathauschef zufolge „transparent sein, Gespräche führen und proaktiv arbeiten“, warf er ein.

 

Die Gewerbeeinnahmen sind zurückgegangen, stellte der Bürgermeister auf eine Frage Wingerters fest. Andererseits gab es auch die Kompensation der Ausfälle durch Bund und Land für 2020. Die Problematik für 2021 und folgende Jahre liegt für den Bundestagskandidaten darin, eine Marschrichtung für die Zukunft zu finden.

Hier muss sich dem Wald-Michelbacher zufolge der Blick darauf richten, welche Unternehmen die Corona-Pandemie nicht überlebten oder unter den Folgen der Krise leiden. Kadesch ergänzte, dass die Gewerbetreibenden sehr unterschiedlich durch die Pandemie kamen. Das Handwerk profitierte sogar, während es in der Gastronomie teils große Probleme und sogar Schließungen gab.

 

Ein sehr wichtiges Thema ist für den neuen Mann im Rathaus die Tourismus-Förderung. Er weiß, dass die Gemeinde im Weschnitztal viel besucht ist. „Wir müssen den Gästen die Gelegenheit geben zu verweilen und zu übernachten“, will Kadesch erreichen, dass unter ihnen nicht nur Tagestouristen sind. Es gibt aktuell 146 Betten in allen Ortsteilen, erläuterte er. Sein Ziel: Eine Vernetzung und Verlinkung erreichen. Deshalb möchte er das Draisinenangebot mit Hinweisen auf Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten ergänzen.

 

Wingerter zeigte sich beeindruckt vom Gestaltungswillen und Idealismus, den Kadesch frisch im Amt mitbringt. Für ihn eine Gemeinsamkeit, da auch der 41-jährige Wald-Michelbacher seine Überzeugungen als Abgeordneter im deutschen Bundestag mit viel Energie einbringen möchte. Er wünschte ihm die Kraft, sich diesen positiven Idealismus unbedingt zu bewahren und nicht durch Alltagsroutine ausbremsen zu lassen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0