Nahverkehr: „Der Kreis Bergstraße braucht eine starke Lobby“ 

Fachgespräch: Christian Sommer aus Groß-Gerau erläutert die Vorzüge einer eigenen Nahverkehrsgesellschaft


(Foto: Karl-Heinz Köppner - Starkenburger Echo)
(Foto: Karl-Heinz Köppner - Starkenburger Echo)

 

Der öffentliche Personennahverkehr im Kreis Bergstraße war Thema einer Veranstaltung des SPD-Kreisverbands im „Gossini“ in Heppenheim. Dazu referierte der verkehrspolitische Sprecher Sven Wingerter. Christian Sommer, Geschäftsführer der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft (LNVG) Groß-Gerau, berichtete von den Vorteilen einer eigenständigen Nahverkehrsgesellschaft.

 

Es klemmt im öffentlichen Nahverkehr im Kreis Bergstraße. Ein durchgehend leistungsstarkes, attraktives und flächendeckendes Mobilitätsangebot ist Fehlanzeige. Viele Orte im Odenwald aber auch in anderen Teilen des Kreises leiden unter schlechten Anbindungen. Darüber hinaus sind die Übergänge in die benachbarten Bundesländer beziehungsweise und vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar in den Rhein-Main-Verkehrsverbund oft mangelhaft.

 

Anhängsel eines Verkehrsverbunds

 

Das liegt, so die SPD Bergstraße, daran, dass es im Kreis im Gegensatz zu allen anderen Landkreisen in Hessen keine lokale Nahverkehrsgesellschaft gebe, die sich um die Belange der Fahrgäste kümmere. Diese Aufgabe obliegt dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) und dort habe die Bergstraße keine Lobby, sei sie doch kleinstes und unwichtigstes „Anhängsel“ eines Verkehrsverbundes, der in erster Linie die Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bedient. Völlig außer Acht gelassen werde hierbei die wichtige Scharnierfunktion der Bergstraße als Verbindungsglied der Metropolregionen, und ein ums andere Mal werden die Fahrgäste buchstäblich im Regen stehen gelassen, kritisieren die Sozialdemokraten.

 

Eine der Top-Ten-Forderungen im Wahlprogramm der Kreis-SPD ist die Gründung einer eigenständigen, das heißt einer vom Verkehrsverbund und von externen Verkehrsunternehmen unabhängigen, lokalen Nahverkehrsgesellschaft. Diese sei eine entscheidende Grundlage dafür, um die verkehrspolitischen Ziele und Qualitätsstandards sinnvoll, effektiv und an den Interessen der Bürger ausgerichtet, umgesetzt zu bekommen.

 

Eine Forderung der Sozialdemokraten, die von der Initiative „Pro Bahn“ unterstützt wird, ist die Umsetzung des Prinzips „Kreis Bergstraße im Halbstundentakt“. Das bedeutet, dass man überall möglichst alle 30 Minuten in einen Bus oder eine Bahn in die gewünschte Richtung steigen kann. Das sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht überall durchzusetzen. Hier gebe es die Alternative, einen Anruf- oder Flexibus einzuführen, um „die gleichen Qualitäts- und Angebotsstandards wie bei einem normalen Linienbetrieb nach Fahrplan bei geringeren Kosten sicherzustellen“, wie Wingerter erläuterte.

 

Die schwarz-grüne Koalition im Kreis verhindere eine Nahverkehrsgesellschaft, sei der Meinung, der VRN sei der richtige Partner, meinen die Sozialdemokraten. Die SPD stellt dagegen dem VRN ein miserables Zeugnis aus: „ein schlechtes Angebot, miserable Kundennähe, deutlich ausbaufähige Mobilitätsberatungsangebote“ lauten die Kritikpunkte. Der Kreis brauche dauerhaft mehr Einfluss.

 

Auch die Einrichtung eines Nahverkehrs- beziehungsweise Fahrgastbeirates sei zwingend erforderlich. Dort könnten Anregungen der Fahrgäste direkt vorgebracht und diskutiert sowie in den Planungen berücksichtigt werden.

 

In ihrer Kritik an der schwarz-grünen Koalition gingen die Sozialdemokraten noch weiter, bezeichneten deren verkehrspolitische Bilanz als „traurigen Witz“ und „konzeptionslos“. Eine „grüne Handschrift für eine ökologische Verkehrswende“ sei Fehlanzeige.

 

Quelle: www.echo-online.de (Bericht von Astrid Wagner)