Nahverkehr: „Bessere Standards und Einsparmöglichkeiten“ 

Fachgespräch: Langer Prozess bis zur Gründung einer eigenen Nahverkehrsgesellschaft


(Foto: Karl-Heinz Köppner - Starkenburger Echo)
(Foto: Karl-Heinz Köppner - Starkenburger Echo)

Wie sind die Erfahrungen mit einer lokalen Nahverkehrsgesellschaft? Christian Sommer, Geschäftsführer der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft (LNVG) Groß-Gerau, erläuterte auf Einladung der SPD, dass seine Gesellschaft eine hundertprozentige Tochter der Riedwerke sei. Die Gründung war leichter als sie es im Kreis Bergstraße wäre, da es dort nicht mehrere Verkehrsunternehmen gebe.

 

Die LNVG Groß Gerau ist auch Vertriebs- und Infrastrukturgesellschaft, vertreibt also alle Fahrkarten im Kreis Groß-Gerau, ist an zwei Orten auch Vertriebsstelle für die Deutsche Bahn, die sonst dort keine Verkaufsstelle mehr hätte. Die LNVG überlässt die Infrastruktur nach Vertragsvergabe den jeweiligen Verkehrsunternehmen, damit sei sichergestellt, dass alle Linien im Kreisgebiet auf eine einheitliche Infrastruktur zurückgreifen. Zusätzlich kann die LNVG ein „Paket“ für alle fünf Linienbündel anschaffen, dadurch würden Kosten gespart. Die ermögliche ein besseres Fahrplanangebot.

 

Die LVNG habe bessere Standards als die des Verkehrsverbundes. Da sie Verbindungen von Städten und vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) übernommen habe, habe sie die Planung in einer Hand, und es gelinge, „Verkehre wirtschaftlicher zu machen“.

 

Grundlage für das Handeln der LNVG ist der Nahverkehrsplan. Im Kreis Groß-Gerau gebe es im Gegensatz zur Bergstraße ein „integriertes Verkehrsentwicklungskonzept“. Aufgabe der Gesellschaft war es, Nahverkehrsplan und Konzept miteinander zu verzahnen. Als „verdammt hartes Brot“ bezeichnete Sommer insbesondere das Bestreben, den Schienenverkehr zu ändern.

 

Sommer wies darauf hin, dass es sich bei der Gründung einer Nahverkehrsgesellschaft um einen jahrelangen Prozess handle. Am Anfang stehe eine klare Analyse: Welche Rolle spielen Verkehrsunternehmen, Aufgabenträger, Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), Kreis, Städte und Gemeinden, Stadtwerke oder andere kommunale Gesellschaften? Für unabdingbar hält Sommer einen Fahrgastbeirat, von dem man im Kreis Groß-Gerau profitiere.

 

Sven Wingerter nannte ein Beispiel dafür, wie der Kreis Bergstraße darunter leide, dass sich die beiden Verkehrsverbünde VRN und RMV nicht einigen können: Der VRN will mit der S-Bahn Rhein-Neckar bis Frankfurt, was der RMV in seinem Gebiet nicht bezahlen wolle. Der RMV wolle mit seinem Regionalexpress im Stundentakt bis nach Mannheim – das wiederum wolle der VRN nicht bezahlen. Der Regionalexpress aus Frankfurt endet in Darmstadt, die S-Bahn aus Mannheim in Bensheim/Zwingenberg. Dazwischen gebe es ein Niemandsland, das den gewünschten Halbstundentakt unmöglich mache. An dieser Stelle könnte eine LNVG die Interessen des Kreises Bergstraße vehement vertreten.

 

Quelle: www.echo-online.de (Bericht von Astrid Wagner)